– Offener Brief zur Berichterstattung am 4. August –
Hier unser offener Brief an den Chefredakteur des Westfälischen Anzeigers, Martin Krigar. Anlass ist ein WA-Artikel vom 4. August, in dem der haekelclub im Zusammenhang mit Straftaten gebracht wird.
Sehr geehrter Herr Krigar,
am 4. August erschien im Hammer Teil des Westfälischen
Anzeigers ein Artikel, der suggerierte, dass wir als haekelclub
590 im Zusammenhang mit Straftaten stünden, die Verfassungsschutz
und Staatsschutz zu „linker Gewalt“ zählen.
Gleichzeitig wurde suggeriert, dass der haekelclub 590 in
Zusammenhang mit Ausschreitungen und Gewalttaten in
Hamburg stünde. Im Umfeld dieses Presseberichts wurden
auch in Leserbriefen und im Internet offensichtliche Lügen und
Zusammenhänge hergestellt, die jeder Grundlage entbehren.
Daher bitten wir um folgende Klarstellung:
1. Weder Verfassungsschutz noch Staatsschutz haben den
haekelclub 590 in Zusammenhang mit Straftaten gebracht.
Dies soll jedoch im Artikel suggeriert werden, in dem die
Kenntnis des haekelclubs 590 beim Verfassungs- bzw.
Staatsschutz gleichgesetzt wird mit der Aufzählung von
Straftaten. Selbst ein eindeutiges Zitat des Staatsschutzes
(„Wir wissen von der Existenz des Haekelclubs, sehen ihn
aber nicht als Zielgruppe einer gewaltbereiten linken
Szene.“) wird als „konkreter“ Hinweis aufgeführt, obwohl er
den im Artikel aufgestellten Zusammenhang selbst
zurückweist. Im Artikel selbst ist ebenfalls kein einziger
Beweis oder belegte Recherche, welche die aufgestellte
These stützt. Die künstliche Herstellung eines Zusammenhangs
vom haekelclub 590 und Straftaten ist schlichtweg
eine Diffamierung unserer antifaschistischen Arbeit.
2. Dass der Verfassungsschutz und Staatsschutz den
haekelclub 590 kennt, ist für uns weder eine Überraschung
noch hat dies irgendeinen Neuigkeitswert. Bei den üblichen
Kooperationsgesprächen mit dem Polizeipräsidium Hamm in
Vorfeld von angemeldeten Demonstrationen sitzen auch
Vertreter dieser Behörden mit am Tisch. Gleichzeitig sind wir
im Internet und auf Facebook vertreten. Natürlich kennen
uns daher die Polizeibehörden und wir haben insbesondere
bei unseren Demonstrationen konstruktiv und gut mit den
Behörden kooperiert.
3. Die Demonstrationen des haekelclubs, die von autonomen
Aktivistinnen* bis hin zur CDU alle vereint haben, die
gemeinsam gegen die menschenverachtende Hetze der
Hammer Neonazis demonstrieren wollten, waren zu
jederzeit friedlich. Von keiner Demonstration des haekelclubs
gingen jemals Gewalttaten oder Ausschreitungen aus.
Alle gegenteiligen Behauptungen sind schlichtweg Lügen.
4. Dass es im Umfeld und Vorfeld von Neonazi-Demonstrationen
zu unterschiedlichen Protestformen kommt, ist
ebenfalls keine Neuigkeit. Dazu gehören auch Versuche
anreisende Neonazis im Hammer Bahnhof zu blockieren,
damit sie nicht in unserer Stadt marschieren können. Dabei
kam es – unseres Wissens nach – auch zu gewaltsamen
Räumungen durch die Polizei und zu Auseinandersetzungen.
Der haekelclub hat diese Blockade jedoch nicht
organisiert. Gleichzeitig unterstützen wir aber alle
Menschen, die versuchen Neonazi-Aufmärsche durch
friedliche Blockaden zu verhindern. Sie sind für uns ein
legitimes und demokratisches Mittel.
5. Der sogenannte „schwarze Block“ wird sowohl im Artikel des
Westfälischen Anzeigers als auch in Leserbriefen als
homogene Gruppe beschrieben. Es wird suggeriert, dass
die gleichen Personen, die in Hamm friedlich im „schwarzen
Block“ demonstriert haben, mit Straftätern identisch seien
und/oder in Hamburg an Ausschreitungen beteiligt waren.
Damit werden friedliche Hammer Bürgerinnen und Bürger,
die aus Selbstschutz, vor etwaigen Angriffen von Neonazis
oder willkürlicher Repression, als schwarzer Block bei
unseren Demonstrationen mitgehen, grundlos und in
höchsten Maße diffamiert. Wir erwarten eine Entschuldigung
durch den Westfälischen Anzeiger bei den betroffenen
Hammer Bürgerinnen und Bürger für diese Gleichsetzung.
Allen, die sich gewaltfrei gegen Faschismus, Rassismus,
Antisemitismus und allen Formen der gruppenbezogenen
Menschenfeindlichkeit engagieren wollen, wird der haekelclub
590 und die ihn tragenden Bündnispartner*innen weiterhin
Räume und Möglichkeiten geben. Wir bekennen uns zur engen
und vertrauensvollen Zusammenarbeit mit dem Runden Tisch
der Stadt Hamm und der WerkstaDT für Demokratie und
Toleranz. Wir setzen weiterhin darauf, dass die Vielfalt der
Menschen in Hamm, die sich gegen Rechts engagieren, die
Stärke unserer Stadt ist.
Mit freundlichen Grüßen
der haekelclub 590